Zwischen dem Hamburger Stephansplatz und dem Dammtorbahnhof steht seit 1936 das so genannte 76er-Denkmal: Ein sieben Meter hoher Block aus Muschelkalk, entworfen von dem Bildhauer Richard Kuöhl , wurde auf Initiative ehemaliger Offiziere des Infanterie-Regiments 76 errichtet. Um den Block läuft ein Relief von 88 lebensgroßen Soldaten, die in den Krieg marschieren. Die Inschrift lautet: »Deutschland muss leben und wenn wir sterben müssen.« Obwohl dieses Denkmal in Vorbereitung eines neuen Weltkrieges entstand , steht dieser Nazi-Dreck noch immer.
„Rings um das Steingeviert sind Soldatenkolonnen gemeißelt. Im Halbrelief, von links gesehen, so dass man ihre Ausrüstung besser erkennt. Sie tragen Gewehre mit aufgepflanzten Bajonetten. Und Stahlhelme. Das ist ungenau, zumindest wenn der Quader die Toten von Langemarck ehren soll. Denn die marschierten noch mit Pickelhaube. Stahlhelme führte das Heer erst 1916 ein. Doch bei der Abnahme des Entwurfs spielte historische Detailtreue eine untergeordnete Rolle. Man dachte voraus. Pickelhauben waren Geschichte, Stahlhelme zukunftsweisend. Wie der Satz, der stumm über den Köpfen der versteinerten Krieger tönt: „Deutschland muss leben, und wenn wir sterben müssen.“
(Quelle: Christoph Ernst, zitiert aus „Souvenirs“ , in seinem Kurzgeschichtenroman „Spiegellabyrinth“ – den Bezug des Denkmals zu Langemarck hat der Autor von seinem Vater mitgeteilt bekommen. Hier mitgeteilt mit freundlicher Genehmigung des Autors)
„Am 15. März 1936 wurde das Denkmal eingeweiht. Die Enthüllungsfeier wurde mit erheblich medialen und organisatorischen Aufwand vorbereitet. Mit ausführlichen Berichten und Fotos erinnerten die Tageszeitungen an die ruhmreiche Geschichte des Regiments Nr. 76, und machten somit auf die Denkmalsweihe aufmerksam. Aus demselben Anlass wurde im Museum für „Hamburgische Geschichte“ eine Sonderaustellung mit dem Titel „Militärwesen in und um Hamburg“ eröffnet. Unmittelbar vor der Weihefeier druckte die Presse ein vom Bund der 76er-Vereine abgesandtes „Denkmaltelegramm“ an den Führer. Das darin abgegebene „Gelöbnis unerschütterlicher Gefolgschaft“ wurde mit einer Grußbotschaft Hitlers belohnt, die ebenfalls veröffentlicht wurde. Die Feier war eine faschistische und propagandistische Veranstaltung. …
Richard Kuöhl, der Bildhauer des Kriegerdenkmals, war in jener Zeit kein Unbekannter. Ursprünglich Baukeramiker, brachte er zwischen 1915 und 1960 an die 50 Kriegerdenkmäler hervor. In nationalsozialistischer Zeit war er der meistbeschäftigte und populärste Bildhauer Hamburgs. 1945 verweigerten ihm seine Kollegen allerdings die Aufnahme in den Berufsverband. Der kalte Krieg führte quasi zu seiner Rehabilitierung. Kuöhl hatte neben seinen handwerklichen und technischen Fähigkeiten eine hohe bildnerische und ideologische Anpassungsfähigkeit.
Der alliierte Kontrollrat hatte im Mai 1946 beschlossen, sämtliche Denkmäler kriegsverherrlichender Art zu beseitigen. Entsprechend verlangte die britische Militärregierung die Beseitigung des Dammtormonuments. Ein Denkmalrat entschied 1946, wenigstens Inschrift und Relief zu entfernen. Doch obwohl in künstlerischer wie propagandistischer Hinsicht mit anderen nationalsozialistischen Denkmälern eng verwandt, ist das 76er Denkmal als einzigstes erhalten geblieben. Infolge des kalten Krieges wurde in den 50er Jahren die vom Denkmal symbolisierte politische Zwecksetzung wieder salonfähig. 76er Kameraden setzten als Symbol „guten deutschen Soldatentums“ am Kriegerdenkmal eine Gruftplatte für die Regimentstoten des Zweiten Weltkriegs.
Die Bundeswehr nahm an allerlei Ehren und Weihungen teil, am Volkstrauertag marschierten alljährlich militaristisch-nationalistische Verbände und legten Kränze nieder. “ (von http://shahinyalda.blogspot.com/ )